Marke RAKO: 140 Jahre und kein bisschen müde.

Marke RAKO: 140 Jahre und kein bisschen müde.

 | RAKO feiert dieses Jahr sein 140-jähriges Bestehen

RAKO feiert dieses Jahr sein 140-jähriges Bestehen. Die Ausnahme-Marke ist somit eine der ältesten in der tschechischen Industrie und darüber hinaus ebenso einer der ältesten Hersteller von Keramikfliesen weltweit. Die Marke RAKO konnte sich unabhängig vom nationalen und internationalen Geschehen etablieren: Sie hat politische Umbrüche, Kriege und Krisen, inklusive die in der Energiewirtschaft, überstanden. Selbst während des Zweiten Weltkriegs, als der Brennstoff zum Beheizen der Öfen knapp war, exportierte die Fabrik ihre Produkte in 38 verschiedene Länder.

In den vielen Jahrzehnten ihres Bestehens ist die Marke RAKO nicht durch unüberlegte Entscheidungen beschädigt worden, sondern hat überlebt – egal was im eigenen Land und in der Welt passierte. Und selbst nach 140 Jahren ist sie keineswegs gealtert und verstaubt, sondern im Gegenteil: jung geblieben! RAKO war einst unter optimalen Rahmenbedingungen gestartet und hatte das große Glück, in seiner langen Geschichte und über Generationen hinweg von Unternehmern gelenkt zu werden, die den hervorragenden Ruf aufbauten und die Marke durch turbulente Zeiten führten. Sie hat die Weltkriege, Wirtschaftskrisen und politische Regimes überstanden. Und sogar im Zweiten Weltkrieg, als es weder Gas zum Beheizen der Brennöfen noch Kohle für die Produktion gab, exportierte die Fabrik ihre Produkte noch immer in 38 Länder!

Keramik ist zweifellos eine Konstante in der Architekturwelt und ein Material, das auf den verschiedenen Wellen der Mode, die in der Architektur und im Bauwesen kommen und gehen, buchstäblich mitschwimmen kann. Mit dem Ende der sozialistischen Planwirtschaft nach 1989 wurde RAKO zunächst von zahlungskräftigen Investoren vernachlässigt. Sie bevorzugten ausländische Produkte, die bis dahin hinter dem Eisernen Vorhang nicht erhältlich waren. Darüber hinaus wurde die Nachfrage durch wirtschaftliche Zwänge beeinflusst, die es der einheimischen Produktion auf dem neu geöffneten Markt schwer machten.

Im Jahr 1998 begann eine neue Etappe für den tschechischen Fliesenspezialisten: RAKO startete einen erfolgreichen Neubeginn, als das österreichische Unternehmen LASSELSBERGER alle tschechischen Keramikfabriken aufkaufte. Darunter waren unter anderem die größten Produktionen in Chlumčany, Horní Bříza und Rakovník. Die drei ehemals „konkurrierenden“ Werke verfügten jedoch schon in der Vergangenheit über gemeinsame Geschäftsaktivitäten und Handelsvertretungen in Prag sowie weltweit. Der Erwerb durch LASSELSBERGER wurde 2002 mit der Übernahme der Aktiengesellschaft RAKO abgeschlossen. In den folgenden Jahren änderte der neue Eigentümer grundlegend die Geschäftspolitik auf dem heimischen Markt, was zu einem Rückgang des Marktanteils in Tschechien führte. Für RAKO war dies der Anstoß, den Regenerationsprozess zu beginnen: Der temporäre Rückgang des Verkaufs auf dem heimischen Markt gab somit die Ausrichtung auf stetig wachsende Exportmärkte vor.

Der Mensch denkt – aber die Natur lenkt

Manchmal braucht es nur einen Zufall und die Geschichte nimmt einen anderen Weg als geahnt, Wetter oder klimatische Einflüsse entscheiden über elementare Entwicklungen und neue Technologien. Das Naturelement, das die RAKO-Tradition begründete, war jene zerstörerische Wasserwalze, die im Jahr 1882 unaufhaltsam die Kohlebergwerke in der Region Rakovník überflutete. Die Geschäftspläne der Kohlebarone aus Mährisch Ostrava, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Kohlerevier mit Aussicht auf große Gewinne kauften, wurden plötzlich zunichte gemacht. Das durch Rohstoffvorkommen gestützte Projekt war zuvor erfolgreich angelaufen und niemand rechnete mit seinem baldigen Ende. Doch mit den Wassermassen kam alles anders.

Der Investitionsverlust war bald gerettet, denn der wahre Reichtum wartete auf die Investoren im Abraum versteckt. Die beim Kohleabbau verbliebenen Halden waren voller Schieferton, einem sedimentären Tongestein vom Grund des prähistorischen Meeres vor Ort, das zu einem großen Teil aus Kaolinit besteht – einem wichtigen Mineral für die Herstellung von keramischen Fliesen. Durch die Naturkatastrophe entstanden in den folgenden Jahrzehnten die berühmtesten tschechischen Keramikfabriken, die heute ein wichtiger Teil des tschechischen Industrieerbes sind.

Nur ein Jahr später, 1883, begann die Produktion von Keramikprodukten. Unter der Marke RAKO wurden feuerfeste Steine und Klinkerfliesen hergestellt. Die rasante Entwicklung von Industrie und Bauwesen in ganz Europa und die hohe Qualität der RAKO-Produkte ermöglichte es den damaligen Eigentümern, zwischen 1888 und 1938 umfassend zu expandieren. Mitte der 1920er Jahre stieg die Nachfrage so stark an, dass die Keramikfliesen nicht in der Heimat blieben, sondern über die nahen Landesgrenzen hinaus und bis über den Ozean exportiert wurden. Die vier Buchstaben R-A-K-O fanden sich auf den Wänden der bedeutendsten Gebäude jener Zeit wieder, von denen viele heute unter Denkmalschutz stehen: Mosaikbilder in Hotels und Bädern in Budapest und Wien, Majolikafliesen im Prager Gemeindehaus, Jugendstil-Keramikfliesen im Hotel Imperial in Prag, Fassadenfliesen des Holland-Tunnels in New York, des Amalienbads in Wien und des Haviak im schweizerischen Basel, um nur einige von ihnen zu nennen. Große Anhänger von Keramik waren die Protagonisten der Moderne und der funktionalistischen Architektur. Die Marke RAKO wurde von berühmten nationalen wie internationalen Architekten, so Josef Gočár, Adolf Loos oder Mies van der Rohe, für die Innenraumgestaltung von Gebäuden und deren Fassaden gewählt.

Von der Mosaikfliese bis zum Großformat

Die kriegsbedingten Produktionsbeschränkungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dauerten bis 1946. Mit dem ersten Anzheizen des sechsten Tunnelofens verbesserte sich die Situation spürbar. Mitte der 1960er Jahre führt die Marke als erste auf dem Markt der keramischen Fliesen die Sprühtrocknungstechnik ein. Die tschechoslowakische Erfindung, die im Ursprung von der Methode der Milchtrocknung inspiriert war, erregte weltweites Interesse. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre folgte die Modernisierung von Herstellung und Produktportfolio in Form der Dekorationstechnologie der Fliesen mit dem Siebdruck. Darüber hinaus hielt die Retro-Ära Einzug mit Kollektionen, die einprägsam – und für den tschechoslowakischen Bürger nur „unter der Ladentheke“ erhältlich waren. Parallel wurde schon damals im Unternehmen ein Rechenzentrum mit dem ersten Computer eingerichtet!

Am Innovationswillen von RAKO hat sich bis heute nichts verändert: Neue Investitionen in die Technologien zu Beginn der 2000er Jahre garantieren den Kollektionen nicht nur eine nochmals verbesserte Qualität, sondern auch ein sichtbar attraktiveres Design. In den seither vergangenen gut zwanzig Jahren hat das Portfolio nochmals spürbar an Attraktivität hinzugewonnen. Die traditionellen Kleinformate von Fliesen und Pflastersteinen wurden durch deutlich größere Formate ergänzt, die Oberflächen durch die Minimierung der Fugen geglättet. Kunde können heute aus kleinen Mosaiken-Fliesen von 5 x 5 cm bis zum Großformat 60 x 120 cm auswählen. Die  Gestalter der neuen Designs werden durch Dekorations- und Veredelungstechnologien wie ABS, DryFix, HD-Print und vieles mehr unterstützt. Und RAKO setzt auf die Zukunft. Allein zwischen 2016 und 2022 beliefen sich die Investitionen in die Modernisierung der Produktion auf ca. 2,5 Mrd. CZK. Das Investment zahlt sich aus: Jährlich präsentiert die Marke auf internationalen Messen ihre Innovationen, die mit der Weltproduktion Schritt halten können.

Worte werden zu Taten

Im Jahr 1938 hatte das Unternehmen ungefähr 1 400 Mitarbeiter. Heute ist die Zahl der Beschäftigten an den fünf Produktionsstätten in der Tschechischen Republik ungefähr genauso hoch wie vor fast einem Jahrhundert.

Doch hat sich der Umfang der Produktion deutlich geändert: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden 250.000 Quadratmeter pro Jahr produziert. Heute sind es viele Millionen Quadratmeter jährlich.

In den letzten Jahren konnte Hersteller LASSELSBERGER mit seiner Marke RAKO jährlich rund 28 Millionen Quadratmeter Keramikfliesen verkaufen. Menge und Fläche der täglich verschickten Produkte entspricht damit der Größe von ungefähr zehn Fußballfeldern! Ein Drittel der RAKO-Produkte bleibt im Inland, mehr als zwei Drittel der Gesamtproduktion sind für den Export bestimmt. Deutschland, Österreich, Frankreich, die Benelux-Staaten sowie Skandinavien sind heute die wichtigsten Absatzländer.

Grünes Licht für Vergangenheit und Zukunft

Der Begriff „traditionell" impliziert bei RAKO den Blick in die Vergangenheit, den großen Respekt für etablierte Werte und die Vision für die Zukunft. LASSELSBERGER ist an der Schaffung neuer Gebäude beteiligt und baut dabei konsequent auf dem historischen Erbe auf. Dank seines sorgfältig gepflegten Archivs und der Kompetenz seiner Mitarbeiter ermöglicht es die professionelle Restaurierung zahlreicher Originalwerke von RAKO-Künstlern. Das Know-how erfahrener Fachleute kam in jüngster Zeit zum Beispiel bei der Renovierung der Kolonnade in Luhačovice, den einzigartigen Räumen des Café Imperial in Prag oder bei der Innenausstattung der berühmten Villa Tugendhat in Brünn zum Tragen.

Die Tradition der Marke beruht auf Qualität, Innovation und Zuverlässigkeit. Das umfassende Angebot an RAKO-Produkten entspricht der weltweiten Nachfrage und berücksichtigt gleichzeitig die lokalen Unterschiede und Kundenanforderungen. RAKO liefert Produkte auf fast jeden Kontinent. Darüber hinaus bietet die Marke Systemlösungen und Dienstleistungen an, die einen Mehrwert sowie maßgeschneiderte Lösungen für Kunden bedeuten. RAKO hat den Fachkräftemangel als Herausforderung angenommen und ein eigenes Schulungszentrum aufgebaut und bildet hier Handwerker aus, die mit Qualitätsprodukten qualitätsvoll umgehen können.

Das Unternehmen reagiert ebenso auf ökologische Themen. Von großem Nutzen und Marktvorteil des Unternehmens waren und sind bis zum heutigen Tage die eigenen Rohstoffressourcen. 96 % der Lagerstätten liegen in der Nähe der Produktionen und verringern den CO2-Ausstoß dank kurzer Transportwege erheblich. Die ergänzende Tatsache, dass keramisches Material unaufwendig recycelt und erneuert werden kann, liegt klar im Trend einer notwendigen Nachhaltigkeit. RAKO schreibt sich darüber hinaus auf die Fahnen, dass Umweltzertifikate Standard und Teil seiner Produktion sind.

Geschichte der Marke RAKO