Historische Bahnhöfe in der Tschechischen Republik: Sanierungen von zentraler Bedeutung

Historische Bahnhöfe in der Tschechischen Republik:  Sanierungen von zentraler Bedeutung

 | Die Rekonstruktion des Pilsener Bahnhofs verbindet Geschichte mit der Gegenwart.

Sanierung und neue Funktionen für das Bahnhofsgebäude in Pilsen

Der Hauptbahnhof von Pilsen ist eines der architektonischen Wahrzeichen im Zentrum der tschechischen Metropole. Das imposante Jugendstilgebäude wurde bereits 1907 errichtet und steht seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz. Eine Besonderheit: Im Gegensatz zu vielen anderen Bahnhofsgebäuden in Tschechien steht er mitten auf den Gleisen.

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde kürzlich umfassend saniert. Für den Entwurf zeichnet das Prager Architekturbüro A8000 verantwortlich, Bauunternehmer war der tschechische Infrastrukturspezialist SUDOP. Im Zuge der Sanierung wurde das gesamte Bahnhofsinnere in seiner architektonischen Qualität wiederhergestellt und ungenutzte Flächen und Räume wieder mit Leben gefüllt. Die größte Veränderung betrifft die neue Wegeführung der Reisenden durch das Gebäude: Sie können nun den zentralen Fahrkartenschalterbereich nutzen, durch die erweiterte Shoppingmall bummeln oder vor der Abfahrt ihres Zuges im Restaurant auf dem Bahnsteig zu Mittag essen. Die ehemals heterogene, eher unruhige Farbgebung ist den ursprünglichen Farben des Originalentwurfs, Creme und Grau, gewichen. Die zentrale Haupthalle wurde durch eine Nachbildung des historischen Fußbodens bereichert, die Böden an den Kassen und in vielen anderen Bereichen mit Fliesen aus der aktuellen RAKO-Kollektion ergänzt. Sie sind heute noch genauso haltbar wie vor über hundert Jahren, als RAKO ebenfalls den Pilsener Bahnhof ausstatten durfte.

Das gesamte Gebäude erhielt ein neues Dach und eine neue Fassade. Die obere Halle hat nun den Charakter einer offenen und hellen Ladenpassage, die Verkaufsfläche hat sich um 150 m2 vergrößert und die Beleuchtung wurde überarbeitet und verbessert. Reagierend auf aktuelle Trends, ist der Bahnhof heute ein Verkehrs- und Einkaufszentrum, in dem sich die Reisenden wohl fühlen, während sie auf ihren Zug warten. Der zentrale Fahrkartenschalter und das Informationszentrum sind grundlegend umgestaltet: Die verschiedenen Schalter der zentralen Fahrkartenausgabe sind minimalistisch durch eine schwarze Theke in Kombination mit hellgrauen Fliesen der Serie Extra von RAKO verbunden. Alle Toiletten sind barrierefrei, neue Orientierungssysteme helfen Seh- und Hörbehinderten. Ein zentraler Gestaltungsansatz ist die stärkere Vernetzung von Bahnhof und Stadt. Neu hinzu kommt ein Restaurant mit Biergarten mit Blick auf die Gleise und Züge, das die bisher ungenutzte Fläche hinter dem Bahnhof beleben soll.

 

Aus dem Bericht der Entwurfsverfasser A8000, ins Deutsche übersetzt und gekürzt.

Wachsender Zugverkehr erfordert moderne Bahnhöfe

Die Bahnhöfe in der Tschechischen Republik wurden im Jahr 2016 in das Eigentum der Eisenbahnverwaltung überführt, was ein wichtiger Startpunkt für zahlreiche Umbauten und Sanierungen war. Allein 2024 wurden 50 Instandsetzungen von Bahnhöfen oder Investitionen in Bahnhofsgebäude abgeschlossen, zum Beispiel die Bahnhöfe in Beroun, Budweis und Pilsen, waren in der Umsetzung oder Planung. 2025 sollen weitere 20 Standorte folgen. Der Stolz der Eisenbahnverwaltung ist jedoch die umfassende Renovierung des Fanta's Café. Das ikonische Bauwerk am Prager Hauptbahnhof zeichnet sich durch eine hohe Kuppel aus, deren Wände mit Jugendstilmotiven und Skulpturen verziert sind.

Die Entwicklung der Bahnhöfe und ihre Anpassung an zeitgemäße Anforderungen und Nutzungen ist ein wichtiges Thema für die Bahnverwaltungen, da sich die Bedürfnisse der Fahrgäste ändern. Neben Cafés und Shops sind daher in jüngster Zeit auch bis dato eher ungewöhnliche Dienstleistungen wie Arztpraxen, Tierkliniken oder Behörden hinzugekommen. Jüngstes Beispiel für eine effiziente Umnutzung von Bahnhofsflächen ist die neue Polizeistation im Bahnhof von Budweis. Langfristig ist es für den Staat darüber hinaus sehr wichtig, die Barrierefreiheit in seinen Bahnhöfen zu gewährleisten – sei es durch bauliche Anpassungen, Hebebühnen oder Assistenzsysteme. Die Forderung zeigt Erfolge: Nach Angaben der Bahnverwaltung sind inzwischen mehr als 60 % der Bahnsteige und 68 % aller Bahnhofsgebäude an den Hauptstrecken für Rollstuhlfahrer zugänglich.

 

Der Bahnhof von Pilsen: eine Chance für die ganze Stadt

Architekt Pavel Kvintus vom Architekturbüro A8000 erklärt: „Der sanierte Bahnhof in Pilsen ist eine große Chance für die Entwicklung der ganzen Stadt.“ Das Architekturbüro A8000 ist gemeinsam mit der Baufirma SUDOP behutsam und mit Respekt vor dem Bestand an die Neugestaltung der Innenräume des historischen Pilsener Bahnhofs herangegangen. Dabei ist es den Architekten und dem Bauunternehmen gelungen, den ursprünglichen, noblen Ausdruck des Gebäudes wiederzuentdecken und herauszuarbeiten. Dazu wurde die Farbgebung komplett verändert: Wie vor fünfzig Jahren bestimmen heute wieder sanfte Grau-, Weiß- und Cremetöne das Bild. Historische Elemente oder deren Repliken werden durch neue, moderne Interpretationen akzentuiert. „Wir haben die historischen Teile des Bahnhofs mit Respekt saniert und Einbauten mit modernen Materialien realisiert, so dass Neu und Alt sich harmonisch ergänzen und fügen. Dies ist ein Ansatz, der uns am Herzen liegt. Unser Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Vereinfachung der Reise für die Fahrgäste. Das Bahnhofsinnere sollte übersichtlich und funktional werden. Der bestehende Betrieb des Bahnhofsgebäudes war nicht nachvollziehbar und die Fahrkartenschalter waren an verschiedenen Stellen verstreut“, erläutert Pavel Kvintus.

 

Sicherheit und Beständigkeit: Die Serie Extra von RAKO

Mit ihrer langen Tradition, die über ein Jahrhundert zurückreicht, sind die Keramikfliesen von RAKO zu einem wesentlichen Bestandteil vieler Bahnhofsgebäude in der Tschechischen und Slowakischen Republik geworden. In den stark frequentierten Bauwerken kommt es auf Langlebigkeit an, die RAKO seit jeher bietet – so zum Beispiel in den Hauptbahnhöfen von Prag, Pilsen, Beroun, Rakovník, Budweis oder Ostrava. Architekten und Planer verwenden daher wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften und um den historischen und ästhetischen Wert der Bahnhöfe zu erhalten bei Sanierungen bis heute keramische Fliesen von RAKO. Dank ihrer Beständigkeit gegen mechanische Beschädigungen, Feuchtigkeit, Chemikalien und ihrer Feuerbeständigkeit sorgen Keramikfliesen dafür, dass die Oberflächen für Tausende von Fahrgästen täglich sauber und sicher bleiben. RAKO-Fliesen erfüllen höchste Qualitäts- und Designstandards. In Kombination mit ihrer langen Lebensdauer und den geringen Wartungskosten sind sie eine wirtschaftliche und beliebte Wahl für Bahnhöfe, andere öffentliche Bereiche oder für öffentliche Sanitäranlagen.

Das gilt auch für die modernen Fliesen der Serie Extra im Format 60 x 120 cm im Hauptbahnhof von Pilsen, die durch ihr schlichtes Design und ihre Farbgebung die Repliken der alten historischen Fliesen im Gebäude, ebenfalls von RAKO, betonen. Ondřej Bomberovič vom RAKO-Projektteam dazu: „Es ist großartig, wenn neue Materialien gut zu den alten Fliesen passen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam, den Zulieferern und den Architekten ist entscheidend für die erfolgreiche Durchführung eines jeden Projekts. Unser Team geht auf die Bedürfnisse und Visionen der Architekten ein und stellt sicher, dass ihre Entwürfe nicht nur realisierbar sind, sondern auch ästhetischen und funktionalen Anforderungen entsprechen. Indem wir technische Unterstützung bieten und innovative Lösungen vorschlagen, tragen wir dazu bei, die Lücken zwischen Entwurf und Umsetzung wirksam zu schließen.“

Fazit

Was aus historischen Bahnhofsgebäuden durch behutsame Sanierung werden kann, ist beeindruckend: Die Reisenden können die Blütezeit des Eisenbahnverkehrs wieder erleben, die Jahre, in denen Bahnfahren ein Erlebnis und Privileg war. Historische, manchmal nostalgische Merkmale restaurierter Jugendstilgebäude mischen sich mit zeitgenössischen, meist minimalistischen Elementen. So entstehen sichere, in ihrer Funktion rationale und klare Räume, in denen die Reisenden einen Bahnhof als angenehme Umgebung wahrnehmen, in der sie ihre Bedürfnisse erfüllen und sich wohlfühlen können.

Projektübersicht Sanierung Bahnhof Pilsen

  • Standort: Železniční-Straße, Pilsen
  • Entwurf, Baugenehmigungs- und Ausführungsplanung sowie Umsetzung: ARGE A8000 s. r. o. mit SUDOP PRAHA a. s.
  • Innenraumstudie: A8000 / Martin Krupauer, Pavel Kvintus, Martin Sedmák, Daniel Jeništa (Projektleitung Architektur), Zdeněk Fux (leitender Ingenieur SUDOP PRAHA), Veronika Dolejšová
  • Bauherr: Eisenbahnverwaltung Správa železnic (Eisenbahninfrastrukturbetreiber)
  • Gesamtkosten für den Umbau des Bahnhofs: 1,03 Mrd. CZK / 41,3 Mio. EUR
    Bebaute Fläche des Bahnhofsgebäudes (Grundstücksfläche): 4990 m2
  • Umbauter Raum: 66 860 m3
  • Gesamtgrundfläche des Gebäudes: 7940 m2
  • Innenraumplanung: 2022–2023
  • Ausführungszeitraum: 2021–2024
  • Verwendete RAKO-Fliesen: Serien Extra, Color One und Color Two